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1m² - Herkunft und Bedeutung
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Die Maßeinheit
Französische Wissenschaftler der Revolutionszeit um 1790 suchten in ihrer Neuorientierung eine
für alle Orte der Erde geltende Maßeinheit. Diese sollte nicht wie bisher von menschlichen
Körpermaßen ausgehen wie z. B. Fuß oder Elle, die regional unterschiedlich groß und seit alten
Zeiten ständig Anlass von Unstimmigkeiten und Auseinandersetzung waren.
Der griechische Fuß bestimmte z. B. 30 cm, der römische 29,6 cm, der karolingische 34,5 cm, der
englische 30,5 cm.
Als "Meter" wurde 1799 der 40-millionste Teil des damals neu berechneten Erdumfanges festgelegt,
im Sinne menschlicher Gleichheit und Brüderlichkeit ein allgemein verbindendes Erdenmaß.
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Die Norm-Fläche
Der Meter, als die Maßeinheit vom Erdumfang bestimmt, demonstriert die Verbundenheit des Menschen
mit der Erde. Das gemeinsame Maß könnte alle Menschen miteinander verbinden. Grundstücke,
Gebäudeflächen und Wohnungen werden in Quadratmeter gemessen. Aufenthaltsorte der Menschen sind,
in angemessenen Größen angelegt - von Notwendigkeit bis Repräsentation. Der endlos empfundene
Raum auf Erden ist klein und eng geworden.
1m², die genormte Darstellung eines Fleckchens Erde, ist ein Minimum.
Verdeutlichte Grenzmarkierungen rücken die Einschränkung ins Bewusstsein. Viel Platz ist nicht.
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Die Idee - Wolfram Zimmer
Die Geschehnisse in der Welt sind bedenklich. Es fehlen Räume friedlicher Einkehr und
Verständigung ohne nationalistische, ethnische, religiöse Barrieren oder feindliche Gewalt. Es
fehlen Orte freier Entfaltung und gegenseitiger individueller Anerkennung.
Als Bildender Künstler möchte ich sichtbare, beachtete Räume schaffen, die "Raumgeber" zur
Verfügung stellen.
1m² als minimale Fläche allgemeiner Anerkennung könnte reichen.
Der Mensch steigt in den 1m² hinein und gibt sich einen Rahmen.
In seinem Inneren ist der Ort der Begegnung mit sich und anderen.
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Ort der Einkehr
In der Malerei ist der Bildausschnitt im Bilderrahmen Anschauungssache, Mitteilung und
Gedankenanstoß. Im 1m² - Objekt ist der bedeutsame Landschaftsausschnitt
betretbares Denkmal.
Der 1m² bildet einen Rahmen, der einen bestimmten Ort aus seiner Umgebung
hervorhebt und zur Besonderheit verwandelt. An den ausgewählten Orten - öffentlichen und privaten
- ist Einkehr möglich. Man ist gleich im Bilde.
Man könnte in Stille Gedanken der Einsicht entdecken, könnte umsichtig werden, Ausschau halten
und zu sich finden vor dem Austritt zurück in die normale Welt.
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Ort der Begegnung
Die rot-weiß gestreifte Markierung zeigt auffällig eine Grenze, eine Abgrenzung gegenüber der
Umgebung. Angeboten ist ein Refugium, ein sicherer Ort, ein Platz in der Not, in dem Frieden
herrschen sollte fern jeder Feindseligkeit, Angst, Verachtung, Verurteilung, Folter oder
Tötungsabsicht.
Angeboten ist ein offener, angemessener Ort der Begegnung mit sich und anderen. Not-wendig dazu
ist grenzüberschreitender Eintritt ins kleine 1m²-Land, leicht und rasch ohne
Ausweis und Grenzkontrollen.
Die weiße Fahne bittet um friedlichen Schutz.
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Ort der Verständigung
Der aufgestellte 1m² ist ein "Von-Mensch-zu-Mensch-Treffpunkt", ein Ort
friedlicher Verständigung, das offene Symbol einer Enklave inmitten einer Welt voller
internationaler politischer und religiöser Konflikte, Verurteilung von Fremdem, Antrieb zu
Völker- und Rassenhass bis zum Mord.
Das Entgegenkommen, das Wagnis, in eine gemeinsame Plattform einzusteigen, das enge
Gegenüberstehen, der nahe Augenblick, der Aufenthalt in den Grenzen des 1m²
bewegen zum Gespräch, zur Kompromissbereitschaft. Grenzen und normale Regeln mitmenschlichen
Verhaltens fordern Verständigung und Lösungen.
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