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Der 1m² - Erlebnis und Wunschtraum
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Früher, nach dem 2. Weltkrieg in der DDR als "besitzloses Flüchtlingskind aus dem Osten" -
Schlesien, später im "Westen" als "der von drüben", sah ich manchmal neidvoll auf Kinder,
besonders auf solche mit einem in der Familie vorhandenen Vater, denn meiner versuchte elend und
fern von uns, die ihm versprochenen 25 Jahre russischer Kriegsgefangenschaft zu überleben.
Die Spuren des Unterwegssein in Grenzen haben sich eingeprägt.
Wieviel andere erlebten Ähnliches und weitaus übleres Schicksal mit Gewalt?
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Erst vertrieben - dann von drüben
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So viele Kinder besaßen mit ihren Eltern ein Haus, ein kleines Grundstück, einen Garten, einen
Spielplatz, ja einen Sandkasten und eine Hütte. Manche Kinder konnten in einem Baumhaus hoch
schweben und, wenn ich Glück hatte, konnte ich zu Besuch mit den besten Aussichten zwischen
Blätterrauschen und Vogelzwitschern mitträumen.
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Erste Träume - im kleinen Spielplatz
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Erwachsen im "Westen", in der Stadt mit all den anderen ähnlich Lebenden zusammen war ohne die
große Erbschaftshoffnung, ohne die Geldheirat oder den Lottogewinn mein Streben nach einem
idealen Beruf mit sicherem Einkommen für das sicherliche Auskommen notwendig und mühvoll
geschafft worden.
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Im Westen - Wirtschaftswunder
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Der Beruf, meist liebes Eheleben, ein sich mehrendes Kinderglück und die Erfüllung manch
irdischer Träume bereicherten meinen glücklichen Lebensweg bisher, aber eben nur den Weg, das
Unterwegssein. Mit dem Besen unterwegs als Feger praktisch. Es blieb der Wunsch offen nach einem
Halt, einem Rastplatz zu Lebzeiten.
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Der Feg ist der Weg - oder so
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Wenigstens ein Quadratmeter, 1m² Land irgendwo, ein kleiner eigener Besitz vor
der ewigen Zeit des Nichterlebens in 2 Kubikmetern Erde an bestimmter Stelle.
Die Vorstellung, mir wohl nie einen 1m² Land leisten zu könnte, doch einen oder
mehrere zur Auswahl von freundlich gesinnten Gönnern großzügig geschenkt zu bekommen oder
lebenslang geliehen meinetwegen genügt ja auch, also diese Vorstellung beflügelte mich.
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Ankommen - bleiben - endlich
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Ich landete in Sehnsucht-Stellen großartiger Städte und berauschender Meeresufer, aber ebenso
bescheiden an Bächen, Teichen, Seen, an Wiesen, Feldern, Wäldern, an Wegen, Straßen, Autobahnen,
an Zäunen, Wänden und Gemäuer, in Gärten, Parks, Geländen, in Dörfern, Städten, Metropolen,
Industrie-gebieten, Neubaustellen und Ruinen, eben den vielen Örtlichkeiten, über die Wolken
ziehen, wo Wind weht, Luft steht, Hitze, Kälte und Regen Wetter bilden, Sonne strahlt und
Mondlicht glitzert und da sogar, wo Lärm, Gestank und Unrat stören, hohe Wände und Mauern die
Sicht versperren, wo Leid und Hoffnungslosigkeit, die Plagen des Alltags ertragen werden
müssen...
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1m² - voller Aussichten
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So begann ich, mir für mein Zimmer daheim manche Träume und Realitäten zu zeichnen, zu malen oder
zu fotografierten. Ich hielt manche fest, sichtbar nun, zur täglichen Anschauung und zum weiteren
Nachdenken.
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Ein Stückchen Land, 1972
Acryl auf Rupfen, 33 x 25 cm
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Erst kürzlich haben meine Frau und ich ein kleines Grundstück mit Haus erworben - geschafft. Ein
Stück privates Glück in deutscher Norm. Immerhin.
Ich spüre, es müsste noch weitere und eben die anderen Quadratmeter geben von den vielen
Entdeckungen, den Erlebnissen, von Alltag und Träumen.
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Unser kleiner Garten - ganz privat
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Am besten wäre weltumspannend, www - wirklich world wide - eine große Sammlung von markierten
Quadratmeter-Stellen, die nicht nur für mich, nein allen Menschen zugänglich wären als Orte zum
Ausruhen, zum Umschauen, zur Besinnung zur Einkehr, zur Begegnung und einfach friedlicher
Verständigung.
Die Zurverfügungsteller und 1m²-Objektkäufer würden an der
1m²-Sammlung von friedlichen Enklaven, richtigen Aufmerk-Orten auf Erden Freude
haben, geben, sich und anderen vielleicht zu Einsichten verhelfen.
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Der erste aufgestellte 1m² -
Schönenbach (Schwarzwald)
3.10.05, Tag der Deutschen Einheit
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Aufruf
Wer stellt einen
Quadratmeter
zur Verfügung
für sich oder
auch Besucher
zur Einkehr, zum
Innehalten
und zur Auskehr
nach friedlicher
Verständigung?
Bitte melden.
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